Tele-Stammtisch-Hof54 (Auszug)

Transkript

Sprecher 1: Wir kommen zu einem Film, der sich da nennt: „Freak City“. Ich wusste nichts davon, ich habe nur gesehen, das ist ein deutscher Film, mit neuen, unverbrauchten, noch nie gesehenen Jungschauspielern. Und dachte, das gucke ich mir an. Was ich nicht wusste ist, dass „Freak City“ eine Buchverfilmung ist und dass dieses Buch im Bereich Jugend, aber auch junge Heranwachsende, quasi so was wie ein Klassiker ist. Ja weiß ich auch nicht, habe ich zu viel Harry Potter gelesen oder so. Das ist irgendwie untergegangen. #00:00:41-4#

Sprecher 2: Ich auch nicht. #00:00:41-4#

Sprecher 1: Und dann ändern wir das jetzt mal. Der Film ist von Andreas Kannengießer, ist 108 Minuten lang, kommt das Deutschland, wie gesagt. Und es geht um den 15-Jährigen Mika und der hat richtig heftig Liebeskummer, denn seine Freundin Sandra hat mit dem Schluss gemacht. Wir erfahren dann, dass sie Schluss gemacht hat mit ihm, weil er einfach echt super langweilig ist. Und sie ist halt so ein bisschen hippig und flippig und sie ist die Sängerin der Schulband. Sie ist halt quasi eine kleine Persönlichkeit in dem Dunstkreis dieser Heranwachsenden. Und das nimmt den Mika so mit, dass er halt schon ziemlich leidet. Er trifft dann auf die gehörlose Lea und ist plötzlich ganz fasziniert davon, dass sie eben gehörlos ist. Und in einem Zusammenspiel aus: „da kommt seine Ex und da steht die Lea“ und „seine Ex hat ihm vorgeworfen, er macht ja nie irgendwas besonderes oder so was“, entscheidet er sich spontan - auf der Stelle - einen Gebärdensprachkurs zu machen. Und so taucht er halt so ein bisschen rein, in die in das Leben von Gehörlosen. Und wir sehen im Grunde, wie Lea immer mehr in das Leben von Mika eintritt. Und wie Sandra das mitbekommt und ihn dann doch wieder zurück haben will, weil jetzt ist er plötzlich wieder interessant. Und es ist einer der Filme, wo wir wirklich den jungen Leuten beim Heranwachsen zusehen und viele Parallelen wahrscheinlich zu unserer eigenen Jugend ziehen können. Ja, 108 Minuten - merkt man nicht. Ich fand den toll, ich nehme den Schauspielern das ab, die sind alle toll. Und es macht auch tatsächlich, finde ich, die Gebärdensprache und so bisschen Hintergrund der Gebärdensprache auch echt spannend. Und auch hier würde ich wieder sagen, ähnlich wie bei „Tagebuch einer Biene“, das ist ein Ding, das kann man als Erwachsener sehen, das kann man sich mit seinen Teenager-Kindern ansehen. Und da wird jeder was finden, was ihn interessiert. #00:02:31-3#

Sprecher 2: Klingt interessant für einen deutschen Film. #00:02:32-9#

Sprecher 1: Ja und wie gesagt: die Schauspieler machen das toll. Also ich habe keinen von denen bisher gesehen irgendwo anders. Und auch so die Szene wo Mika das erste Mal bei Lea’s Eltern ist - das hat mich heftig an meine Jugend (und die ist schon paar Jahre her) erinnert. Wenn Du das erste Mal bei den Eltern deiner neuen Freundin irgendwie am Küchentisch sitzt oder so. Solche Sachen halt. Ich finde das ist toll gedreht, glaubhaft gedreht, hat einfach Spaß gemacht. Ja. #00:02:56-8#

Sprecher 2: Verfällt der manchmal so Klischees, die man vielleicht aus Jugendfilmen oder so kennt? #00:03:03-2#

Sprecher 1: Das für mich ein bisschen schwer zu sagen. Ich tue mich jetzt auch schwer zu sagen, was sind denn jetzt Jugendfilme, die du meinen könntest… . Klischee wäre für mich, wenn die z.b., keine Ahnung…weiß ich nicht… wenn man so signalisiert „die haben für nichts…interessieren sich nicht“ oder so was. Das ist hier schon so: wir folgen denen, die ….keine Ahnung… fahren mal n Tag an den Strand, die machen mal hier was… . Dadurch, dass er diesen Gebärdenkurse plötzlich sehr, sehr ernst nimmt, ist das schon sehr fokussiert. Handys spielen hier eine untergeordnete Rolle. Hier geht's auch um das Besuchen eines Musikfestivals für Gehörlose! Fand ich super spannend, gibt es auch tatsächlich. Also ich sehe hier kein Klischee. Wirklich nicht. Auch nicht die die Art… ich glaube denen das! Also die Art, wie die Sandra dann plötzlich wieder Interesse hat an Mika und wie Mika hin- und hergerissen ist, zwischen dem Mädchen dass er ja eigentlich immer geliebt hat und die in einfach abserviert hat. Sein Plan ist auch, sie eifersüchtig zu machen. Dann geht der auf und dann fühlt er sich plötzlich hin und hergerissen. Das nehme ich denen ab, weil die Lea auch wirklich, in ihrer Rolle als Gehörlose, ganz klare Grenzen zieht. Und für sich sagt: „du bist ein netter Typ, aber du hörst halt. Und deswegen kommst du eigentlich gar nicht infrage.“ Und da prallen so Welten aufeinander, mit denen haben wir uns noch nicht auseinandergesetzt. Und wenn man, weißt du, wenn du jetzt willst, kannst du da Metaphern und Meta-Ebenen reintun. Dann ist sie nicht gehörlos, dann ist sie schwarz meinetwegen, oder so was. Und dann würde das immer noch funktionieren. Aber wirklich: ganz ruhig und toll und sanft erzählt! Überhaupt nicht aufgesetzt. #00:04:36-9#

Sprecher 2: Klingt gut! #00:04:38-1#

Sprecher 1: Ja. Kann ich empfehlen. Gucken. Andreas Kannengießer - guter Mann.